Fortführung des Artikels „Sterbehilfe (Euthanasie)
aus spiritueller-spiritistischer“
Wie sieht die spiritistische Lehre die Sterbehilfe bzw. die Euthanasie?
Aus spiritistischer Sicht finden wir diesen „rechtlichen Trend“ nicht unbedingt passend. Rein rechtlich um der „Selbstbestimmung des Einzelnen“ wegen wird z.B. in den Niederlanden darüber gesprochen, die Sterbehilfe sogar bei jüngeren, nicht todkranken Patienten zu erlauben.
Grundsätzlich gilt für uns Spiritisten, dass wir jedes Leben bis zum letzten Atemzug schützen wollen und behutsam damit umgehen. Keiner von uns kann den Todeszeitpunkt und auch die Todesumstände genau vorherbestimmen.
In der jetzigen Corona-Pandemie erleben wir zahlreiche hochbetagte Menschen, die schwer an COVID-19 erkranken, intensiv therapiert werden und dann wieder genesen. Diese sind sehr dankbar für die Jahre Leben, die sie erhalten.
Außerdem ist ein Leben nach dem Tod für uns ein wichtiger Grundsatz. Somit wird unser Geist den Tod überleben und wird später wiedergeboren werden.
Weiterhin heißt es (z.B.: in Allan Kardec‘s Büchern), dass unser Leben einen groben Plan vorsieht, wie und wann wir sterben werden. Der Sinn des Lebens ist meine persönliche moralische und intellektuelle Entwicklung.
Meine Aufgaben und die Wiedergutmachung von manchen vergangenen Taten kann ich außerdem bis zur letzten Minute des Lebens vollziehen. Jede Verkürzung des Lebens (durch unnatürlichen Eingriff) verursacht sehr gravierende, teilweise sehr drastische Folgen für meinen Geist.
Man kann das auch wie folgt grafisch darstellen.
Auch im Buch „Erinnerung eines Selbstmörders“ wird eindrücklich der Suizid (Selbsttötung oder Selbstmord) dargestellt.
Siehe Artikel: Suizid
Die bewusste oder freiwillige Verkürzung dieser Lebenszeit auf Erden durch Suizid bedeutet ein plötzlicher Bruch (Verletzung) des Perisprits (geistige Hülle). Man lebt dann geistig als Selbstmörder weiter, häufig in vollkommenem Schmerz, Leiden und Verwirrung. Die genaue Dauer des Leidens ist ungewiss, sie hängt von vielen Faktoren ab.
Auch für Angehörige und für die Hinterbliebenen (inkl. Gesellschaft, Personal im Gesundheitssystem und Pflegeeinrichtungen usw.) kann das sehr negative psychische und spirituelle Folgen hinterlassen. So sind auch die Folgen zu erahnen, wenn die Sterbehilfe häufiger vorkommt und sich in der Gesellschaft allgemein als Alternative zur Sterbebegleitung (palliative Begleitung) durchsetzen würde.
In unserer mediumistischen Arbeit beschäftigen wir uns seit Jahren intensiv u.a. mit den dramatischen Folgen von Sterbehilfe und Suizid auf geistiger Ebene (Zeit der Verwirrung und Leiden), um genau diese schwere Verwirrung und das Leiden zu lindern.
Wie sehen wir also konkret die jeweiligen Unterkategorien der Sterbehilfe?
Passive Sterbehilfe (abschalten der Geräte, unterlassen von lebenserhaltenden Maßnahmen): In vielen Fällen kann das durchaus zum ganz normalen, gewöhnlichen und gottgewollten Sterbeprozess dazu gehören. Die Absicht ist hier entscheidend. In Verbindung mit einer palliativen, seelsorglichen Beratung sollte die Entscheidung hier mit dem persönlichen inneren Gefühl der Zufriedenheit und des inneren Friedens (gefolgt von Gebet und tiefer Reflexion) getroffen werden. Wir sehen hier den natürlichen Verlauf des Lebens gegeben. Ich einem solchen Fall sind nach unserer Meinung die Voraussetzungen für eine liebevolle spirituelle Begleitung des Sterbenden durch die geistige Welt gegeben.
Siehe Artikel Sterbeprozess.
Indirekte Sterbehilfe (Schmerztherapie wird als Nebenwirkung zum Tod führen): Auch hier zählt vor allem die Absicht. Wenn das in Verbindung mit einem guten Beratungsgespräch (am besten im Vorfeld) über die Alternativen, mit einer guten Palliativversorgung und dann auch mit dem Wunsch in Frieden und in Ruhe zu sterben geschieht, dann sehen wir hier auch den natürlichen Prozess des Sterbens gegeben.
Die göttliche, spirituelle, liebevolle Begleitung wird hier in den letzten entscheidenden Stunden auch da sein. Diese fördern das Vertrauen an den natürlichen Sterbeprozess.
Jeder Mensch hat eins der höchsten Geschenke Gottes: den freien Willen. Das heißt eben auch, dass man für seine Taten absolut verantwortlich ist.
Aus unserer spiritistischen Sicht stellen die anderen Arten der Sterbehilfe (aktive Sterbehilfe und Beihilfe zum Suizid) einen brutalen Eingriff in das Leben und eine Verkürzung des natürlichen Lebens dar.
Hier findet die Selbsttötung statt und die Folgen sind wie oben genannt verheerend für unseren Geist und auch für die Hinterbliebenen. Daher können wir diese letzteren aus unserer Erfahrung und Überzeugung nicht befürworten.
Dazu ein paar Textpassagen von Kardec zur Sterbehilfe.
„Ist es (gemäß den göttlichen Gesetzen) erlaubt, das Leben eines unheilbar Kranken zu verkürzen?
28. Ein Mann ist im Todeskampf, geplagt von grausamen Schmerzen. Man weiß, dass sein Zustand hoffnungslos ist. Ist es erlaubt, ihm einige Momente der Qual zu ersparen, indem man sein Ende schneller herbeiführt?
Antwort: Wer hätte euch das Recht erteilt, Gottes Vorhaben zu beurteilen? Kann Er einen Menschen etwa nicht bis an den Rand des Grabes führen und ihn wieder zurückziehen, um ihm zu helfen, zu sich selbst zurückzukehren und ihn auf andere Gedanken zu bringen. In welcher Notlage ein Todkranker sich auch immer befinden mag, niemand kann mit Gewissheit sagen, dass seine letzte Stunde gekommen ist. Hat sich die Wissenschaft (Medizin) in ihren Vorhersagen etwa nie geirrt?
„… Ich weiß, dass es Fälle gibt, die man (medizinisch) zu Recht als aussichtslos bezeichnen kann. Selbst wenn keine begründete Hoffnung auf eine endgültige Rückkehr zum Leben und zur Gesundheit besteht, gibt es nicht dennoch unzählige Beispiele von Kranken, die im Moment ihres letzten Atemzuges wieder zu sich kommen und für ein paar Augenblicke wieder ihre Kräfte erlangen? Nun gut! Diese Stunde der Gnade, die ihnen gewährt wird, kann für sie von größter Bedeutung sein; denn ihr wisst nichts von den Überlegungen, die während des Todeskampfes in dem Geist stattfinden können; und welche Qualen können ihm die Erleuchtung durch Reue erspart werden.
Der Materialist, der nur den Körper sieht und der Seele keinerlei Bedeutung beimisst, kann dies nicht verstehen; doch der spiritualistische Mensch, der weiß, was jenseits des Grabes (spirituell) geschieht, kennt den Wert des letzten Gedankens.
Lindert die letzten Schmerzen, soweit ihr könnt. Hütet euch aber davor, ein Leben zu verkürzen und sei es auch nur um eine Minute, denn diese (letzte) Minute kann in der Zukunft viele Tränen ersparen.“
Kardec, A.
- Kommentar: Auch aufgrund der heutigen modernen Medizin, berichten Ärzte immer wieder über Patienten, die auch nach Jahren aus dem Koma erwachen. Weitere Beispiele sehen wir in den Forschungen von Dr. R. Moody usw.
Siehe auch Hoffnung auf kardec.de
„57. EINFÜHRUNG – Der Todeskampf ist die Einleitung der Trennung der Seele vom Körper. Man kann sagen, dass in diesem Augenblick der Mensch einen Fuß in dieser Welt und den anderen in der geistigen Welt hat. Dieser Übergang ist manchmal schmerzhaft für diejenigen, die sich an den Stoff gebunden und mehr für die Güter dieser Welt gelebt haben oder deren Gewissen durch Bedauern und Gewissensbisse unruhig ist.
Für diejenigen aber, deren Gedanken zur Ewigkeit erhoben sind und die sich nicht an die Materie festklammern, werden die körperlichen Bänder leichter zu zerreißen sein und ihre letzten Momente sind überhaupt nicht schmerzhaft. Für sie ist die Seele nur durch einen dünnen Faden an den Körper gebunden. Während sie im ersten Fall durch eine tiefe Wurzel an dem Körper festhält. In jedem dieser Fälle hat das Gebet eine machtvolle Wirkung auf die Trennungsarbeit.“
Evangelium nach A. Kardec
Siehe Artikel Der Sterbeprozess.
Zur Fortführung siehe