Der Glaube. Ausgangspunkt der Hoffnung und der Nächstenliebe

11. Um nützlich zu sein, muss der Glaube aktiv sein – er soll nicht erstarren. Vater aller Tugenden, die zu Gott führen, soll der Glaube wachsam die Entwicklung der von ihm gezeugten Kinder behüten.

 Die Hoffnung und die Nächstenliebe sind Folgen des Glaubens und bilden mit diesem eine untrennbare Dreifaltigkeit. Ist es nicht der Glaube, der uns die Hoffnung gibt, dass die Verheißungen des Herrn in Erfüllung gehen? Wenn ihr keinen Glauben habt, was erwartet ihr? Ist es nicht der Glaube, der die Liebe hervorruft? Denn, wenn ihr keinen Glauben habt, welche würde eure Dankbarkeit und folglich eure Liebe sein?

 Als göttliche Inspiration, erweckt der Glaube alle edlen Instinkte, die den Menschen zum Guten führen. Der Glaube ist die Basis der Erneuerung. Deswegen ist es notwendig, dass diese Basis stark und dauerhaft sei. Denn, wenn der leichteste Zweifel sie zum Wanken bringt, was wird aus dem Gebäude werden, das ihr auf diese Basis baut? Errichtet folglich dieses Gebäude auf eine unverrückbare Basis. Sei euer Glaube stärker als die Sophisterei und die Spötterei der Ungläubigen. Jener Glaube, welcher der Lächerlichkeit des Menschen nicht widersteht, ist kein wahrer Glaube.

 Der ehrliche Glaube ist mitreißend und übertragbar. Er überträgt sich auf Menschen, die ihn nicht hatten oder selbst auf andere, die ihn nicht haben wollen. Der wahre Glaube findet überzeugende Worte, welche die Seele berühren. Der Scheinglaube dagegen benutzt nur klangvolle Worte, welche die Menschen kalt und gleichgültig lassen, die diese Worte hören. Predigt durch das Beispiel eures Glaubens, um ihn den Menschen einzuflößen. Predigt durch das Beispiel eurer Taten, um ihnen den Verdienst des Glaubens zu veranschaulichen. Predigt durch eure unerschütterliche Hoffnung, um ihnen das Vertrauen zu zeigen, das die Menschen stärkt und sie in die Lage bringt, sich mit allen Schicksalsschlägen des Lebens zu konfrontieren.  Habt daher den Glauben mit seiner Schönheit und Güte, in seiner Reinheit und Vernunft. Nehmt aber nicht den Glauben ohne Erweis an, denn dieser ist ein blinder Sohn der Blindheit. Liebet Gott, aber wisset warum ihr Ihn liebet; glaubt an Seine Verheißungen, aber wisset warum ihr an sie glaubt; folgt unseren Ratschlägen, aber seid überzeugt von dem Ziel, das wir euch zeigen und von den Mitteln, die wir euch geben, um das zu erreichen. Glaubt und wartet, ohne nachzulassen. Die Wunder sind Werke des Glaubens.
(Joseph, Schutzgeist, Bordeaux, 1862)


Evangelium – Inhaltsverzeichnis KAPITEL  XIX – Der Glaube versetzt Berge

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