„Unser tägliches Brot gib uns heute.“

 Gib uns die notwendige Nahrung für die Erhaltung der körperlichen Kräfte. Gib uns aber auch die geistige Nahrung für die Entwicklung unseres Geistes.

 Das Tier findet seine Nahrung in der Natur. Aber der Mensch bekommt sie durch seine eigene Arbeit und durch die Mittel seiner Intelligenz. Denn Du hast ihn als freies Wesen geschaffen.

 Du hast ihm gesagt: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen.”( 1. Mose; Genesis; III, 19)  Herr, Du hast in dieser Weise die Arbeit für den Menschen als eine Pflicht geschaffen, damit er seine Intelligenz auf der Suche der Mittel zur Versorgung seiner Bedürfnisse und zu seinem Wohlbefinden anwendet: die einen durch die materielle Arbeit, die anderen durch die intellektuelle Arbeit. Ohne die Arbeit würde er nicht vorankommen und könnte die Glückseligkeit der erhabenen Geister nicht erreichen.

 Du hilfst dem Menschen guten Willens, der sich Dir anvertraut und gibst ihm das Notwendige. Dieselbe Hilfe gibst Du aber demjenigen nicht, der sich in einem Müßiggang wohl fühlt und alles ohne Mühe haben will, und auch demjenigen nicht, der den Überfluss sucht (siehe Kap. XXV).

 Wie viele Menschen gibt es, die durch ihr eigenes Verschulden, ihre eigenen Fehler, ihre Nachlässigkeit, ihren Leichtsinn oder ihre Habsucht untergehen. Denn sie waren auch nicht mit dem zufrieden, was Du ihnen gegeben hast! Diese sind die Urheber ihres eigenen Unglücks und haben wenig Recht, sich zu beklagen, weil sie mit dem bestraft werden, was sie verfehlt haben.

Aber Du verlässt auch diese nicht, denn Du bist unendlich barmherzig. Du reichst ihnen die Hand, sofern sie – wie der verlorene Sohn – mit aufrichtigem Herzen zu Dir zurückkehren (siehe Kap. V,  Abs. 4, S. 89).

 Bevor wir uns über unser Schicksal beklagen, sollten wir uns nun selbst fragen, ob es nicht unser eigenes Werk war. Bei jedem Unglück, das uns widerfährt, sollten wir uns fragen, ob es nicht an uns war, es zu vermeiden. Wir sollten auch beachten, dass Gott uns die Vernunftbegabung gegeben hat, um aus dem Sumpf herauszukommen. Und es hängt nur von uns ab, diese richtig anzuwenden.

 Der Mensch auf der Erde ist dem Gesetz der Arbeit untergeordnet. Gib uns daher den Mut und die Kraft, dieses zu erfüllen. Gib uns außerdem die Umsicht, die Vorsorge und die Mäßigung, damit wir die Früchte der Arbeit nicht verlieren.

 Gib uns nun, Herr, unser tägliches Brot, nämlich die Mittel, durch die Arbeit die lebensnotwendigen Sachen zu erwerben; denn niemand hat das Recht, das Überflüssige zu fordern.

 Wenn wir dennoch nicht arbeiten können, vertrauen wir auf Deine göttliche Vorsehung.

 Wenn Dein Plan vorsieht, uns trotz unserer Bemühung durch die härtesten Entbehrungen auf die Probe zu stellen, nehmen wir sie als eine gerechte Abbüßung unserer Fehler an, die wir in diesem oder in einem vergangenen Leben begangen haben könnten.

Denn Du bist gerecht.

Und wir wissen, dass es kein unverdientes Leid gibt, und dass Du nie ohne Grund eine Bestrafung zulässt.

 Gott, behüte uns, Neid gegen diejenigen zu empfinden, die das besitzen, was wir nicht haben.

Behüte uns, auch nicht neidisch auf diejenigen zu sein, die im Überfluss leben, selbst wenn uns das Notwendigste fehlt.

Vergib ihnen, wenn sie das Gesetz der Barmherzigkeit und der Nächstenliebe vergessen, das Du sie gelehrt hast (siehe Kap. XVI, Abs. 8, S. 240).

 Entferne auch von unserem Geist den Gedanken, Deine Gerechtigkeit zu verneinen, wenn wir den Wohlstand der ungerechten Menschen sehen und das Unglück, das manchmal den Gerechten heimsucht. Wir wissen jetzt, dank der uns von Dir neu gegebenen Lichter, dass Deine Gerechtigkeit sich immer erfüllt und allen Menschen zusteht. Wir wissen auch, dass das materielle Glück des ungerechten Menschen wie seine körperliche Existenz nur vorübergehend ist und er schreckliche Rückschläge haben wird.

Dagegen wird die Freude desjenigen, der schicksalsergeben leidet, ewig sein (siehe Kap. V, Abs. 7, 9, 12 und 18) .


Evangelium – Inhaltsverzeichnis KAPITEL  XXVIII – Sammlung
spiritistischer Gebete
III. „Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf Erden.“ V. „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.“

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